Bild am Sonntag, 05.03.2006
3 Fragen an Dr. Michael Titze
Interview: Rena Beeg

1. Was macht einen guten Witz aus?

Er sollte nicht zu lang sein, und die Pointe sollte einen logischen Bruch ergeben. Der Trick: Wenn wir den Witz hören, denken wir zunächst real und vernünftig mit, aber dann kommt eine Pointe, die völlig widersinnig ist - das ist dann komisch. Zum Beispiel: Ein Mann erwischt seine Frau mit einer anderen im Bett und stellt sie zur Rede. Sie sagt: »Was regst du dich denn so auf, ich kenn' noch nicht mal seinen Namen! ...«

2 . Warum lachen wir nicht alle über die gleichen Witze?

Das hat einen psychologischen Grund: Wenn ein Witz erzählt wird, lacht immer das innere Kind in uns. Es gilt: Alles, was wir als Kind nicht durften oder uns peinlich war, schlummert seit Jahren in uns. Hören wir Witze, die genau diese Tabuthemen ansprechen (z.B. Sex, Ekel), lachen wir - einerseits als Befreiung, andererseits aus Lust an dem Verbotenen. Weil jeder andere kindliche Tabuthemen hat, lachen wir über unterschiedliche Witze.

3. Haben auch Männer und Frauen unterschiedlichen Humor

Ja, viele Männer mögen derbe Kalauer oder saftige Zoten - das gehört zu ihrem Männerbild. Frauen bevorzugen cleveren Wortwitz oder geistreiche Pointen. Deshalb können sie auch häufig nicht lachen, wenn ihnen Männer mit »super« Witzen imponieren wollen.