Gränzbote, 24.04.2004
Wenn der therapeutische Clown flüstert
Interview mit Heidi-Magdalena Mayer

Von Katja Becker
Ein Fernsehteam des Norddeutschen Rundfunks (NDR) filmte Heidi-Magdalena Mayer und ihre Spaichinger Humorgruppe bei der Arbeit und beim Lachen.

Wie kommt der NDR auf eine Humorgruppe in Spaichingen?

Thema der Sendung "Visite" ist der Humor in der Medizin. Dr. Titze, mit dem ich früher zusammen eine therapeutische Gruppe hatte, ist unbestritten der Erste in Deutschland, der erfolgreich damit arbeitete. Der NDR wandte sich an ihn, ob er eine Humorgruppe kennt, und so kam das eben zu Stande.

Warum glauben Sie, ist ihre Humorgruppe überregional interessant?
Es ist einfach so, dass man über die Humorberatung mehr oder weniger gesunde Menschen im Sinne von Prophylaxe dazu verhelfen möchte, Selbsthellungskräfte zu fördern und zu aktivieren. Stress wird abgebaut; das Immunsystem gestärkt, soziale Fähigkeiten gefördert und Glückshormone werden ausgestoßen.

Wie lief der Dreh ab?
Zunächst haben wir Reflexlachen gemacht. Dazu hyperventiliert man, legt sich auf den Boden und lacht die Spannung ab. Schnell ist man in einer Lachstimmung, einer steckt den anderen an. Das geht so bis zu 25 Minuten. Man ist danach zwar erschöpft, aber völlig entspannt.

Haben sie auch beim Dreh so lange gelacht?
Ja, 20 Minuten lang. Der Reporter war fasziniert, aber auch völlig fassungslos. Er habe nicht gedacht, dass das geht .

Haben sie mit Ihrem Lachen das Fernsehteam angesteckt?
Das weiß ich gar nicht. Ich war so mit Lachen beschäftigt.

Wie ging's weiter mit den Dreharbeiten?
Nach dem Reflexlachen wurden Mitglieder der Humorgruppe befragt, wie sie zur Gruppe gekommen sind, wie sie sich fühlen. Mittags haben wir eine Übung aufgenommen.

Wie sah die aus?
In der Sendung wird vorrangig der therapeutische Humor angesprochen. Ein Mensch, dem man immer Sachen gesagt hat wie "Das schaffst du eh nicht", glaubt das irgendwann, und braucht wahrscheinlich mal eine Therapie. Bei unserer Übung sucht sich der Betroffene drei Personen aus der Gruppe aus, die diese Menschen, die ihn traumatisiert haben, darstellen sollen. Jeder sagt dann diese typischen Sätze. Das ist die Situation, die der Betroffene jeden Tag erlebt, aber in der Übung hat er den therapeutischen Clown an seiner Seite, der ihm lustige Sachen einflüstert.

Was denn?
Das sind Sachen, über die sich schon Kinder kringeln können. Zum Beispiel: "Guck mal, der hat aber Schweinsöhrchen" oder "Meinst du, der hat eine Blümchenunterhose an?"

Wie lange dauerte der Dreh?
Das Team war um 11 Uhr da und verabschiedete sich um 18.10 Uhr.

Kann man bei all der Anstrengung noch lachen?
Also, am Ende musste ich in Tuttlingen bei der AOK und am Donauufer vorbeigehen. Als ich da 15 Mal rauf und runter laufen musste, dachte ich: der testet meinen Humor wirklich. Beim 15. Mal hab ich dann gedroht, ich würde in die Donau springen. Da musste der Reporter dann selbst lachen.