NDR Fernsehen, VISITE, 23.05.2011
 
Bitte lachen Sie jetzt!
 
Lachen entspannt, heißt es immer. Mein Mann kam allerdings kürzlich nach einem lustigen Abend im politischen Kabarett mit extrem verspannter Wangenmuskulatur und mächtig schmerzender Muskelkater im Oberbauch zurück. Was kein Wunder ist, wie er sagte, schließlich habe er während des dreistündigen Programms höchstens zwei Minuten nicht gelacht. So ein extrem erheiternder Abend kann also durchaus fühlbare Nachwehen haben.

von Vera Cordes
 
 
Schwerstarbeit für den Körper

Kein Wunder, kräftiges Lachen ist Schwerstarbeit für den Körper. Mehr als hundert Muskeln sind daran beteiligt - von der Gesichtsmuskulatur bis zur Atemmuskulatur. Bei vollem Lachen wird der gesamte Körper erfasst. Der Kopf wird bewegt, der Körper biegt und krümmt sich, was einer sportlichen Leistung gleich kommen kann. Fachleute nennen das »Generalisierung«. Ein Ganz-Körper-Einsatz, bei dem die Organe besser mit Sauerstoff versorgt werden, die Bronchien durchlüftet, Herz und Kreislauf angeregt sowie Stress und negative Gedanken abgebaut werden.

Herausgefunden haben das Gelotologen. Die Wissenschaftler der Fachrichtung Gelotologie befassen sich mit den körperlichen und psychischen Aspekten des Lachens. Ihre Botschaft ist: Lachen macht gesund und glücklicher. Lachen hilft auch gegen Schmerzen: Studien ergaben, dass Schmerzpatienten nach nur wenigen Minuten Lachen bis zu mehrere Stunden Erleichterung hatten.


Stärkung des Immunsystems

Lachen stärkt zudem das Immunsystem. Es aktiviert unter anderem die körpereigene hormonartige Substanz Gamma Interferon, zudem sogenannte Killer-T-Zellen und Antikörper. Amerikanische Immunologen haben festgestellt, dass entsprechend positive Blutwerte selbst noch einige Tage nach Ansehen eines lustigen Films höher sein können als bei Menschen, die im vergleichbaren Zeitraum keinen Grund zum Lachen hatten.

»Es gibt nichts besseres für die Gesundheit«, unterstreicht Michael Titze, einer von Deutschlands Lach-Päpsten. Der Psychologe ist Vorsitzender von »HumorCare Deutschland - eine Gesellschaft für Humor in Therapie, Pflege und Beratung«. Die Gesellschaft unterstützt den Einsatz von Humor und Clownerie in der Medizin. Gezielte Erheiterung als Therapie funktioniert bereits in zahlreichen deutschen Krankenhäusern.


Bewusst Reize setzen

Psychologe Titze bedauert, dass den meisten Menschen das Lachen durch Erziehung oder gesellschaftliche Zwänge im Laufe des Lebens abtrainiert worden sei. Dabei hat ausgiebiges Lachen denselben Effekt wie eine halbe Stunde Joggen.
Wer die heilsame Wirkung des Lachens nutzen möchte, sollte sich deshalb bewusst Reize suchen, die zum Lachen anregen. Zum Beispiel eine Karte fürs Kabarett kaufen, denn der Lach-Muskelkater hinterher ist auch deutlich angenehmer als der Muskelkater nach dem Joggen.